Büron im Wandel

Die Landschaft erzählt

Mitten in den Neubauten schweift der Blick von links nach rechts: Vom «Stirnimannhaus», erbaut vor rund 350 Jahren, zur Gemeindegrenze zu Geuensee, und über das flache Landwirtschaftsland hinweg zu den Industriebauten hinter dem Büroner Dorfbach. Dabei werden die Errungenschaften des 20. Jahrhunderts sichtbar: das meliorierte Surental, das gewonnene Kulturland, die arrondierten Felder sowie Bauernbetriebe zwischen Hightech und alternativen Anbaumethoden.

 

Über der Kantonsstrasse am Hang, wo in den 1980er-Jahren noch die letzten Obstbäume auffielen, steht nun eine terrassierte Eigenheimsiedlung: Das Gebiet «Galgerain» wurde in den 1990er-Jahren erbaut, «Sonnrüti» und «Hochrüti» von 2000 bis 2015. Noch bis Ende der 1960er-Jahre erschloss ein steiler, mühsamer Fahrweg entlang des Rütibachs die Liegenschaften der Familien Fischer und Stirnimann. Die Ernte aus dem «Moos» musste mit Fuhrwerken hinaufgekarrt werden. Kühe waren Zugtiere. Heuballen wurden an einem Drahtseil hinaufgezogen. Die Rütistrasse existiert erst seit 1968.


Abb.1: Das «alte Büron», 1954.
Abb.1: Das «alte Büron», 1954.
Abb.2: Der Wandel beginnt, Büron im Jahr 1995.
Abb.2: Der Wandel beginnt, Büron im Jahr 1995.


Büron – ein «Bauern-Dorf»?

Von 1750 bis 1950, mit Ausnahme einer Abwanderungsphase zwischen 1850 und 1890, zählte man in Büron immer zwischen 900 und 1100 Menschen. Die meisten Leute lebten von der

Landwirtschaft, einige vom Handwerk und Gewerbe.

 

Im 20. Jahrhundert boten neue Industrien und Dienstleistungsbetriebe Arbeit und Brot. Während der Hochkonjunktur von 1950 bis 1990 kamen rund 600 neue Leute ins Dorf. Allein in den 1980er-Jahren verzwanzigfachte sich die Anzahl der Arbeitskräfte aus dem Ausland. Sie machen zurzeit mehr als 27 Prozent aus. Seit 1990 wuchs Bürons Bevölkerung um mehr als 1000 auf 2755 Personen (Stand 2022).

 

>> Informationen zur Landwirtschaft: Standort 8

Abb.3: Stolz auf den Prachtsmuni – hier ist Büron noch ein Bauerndorf, 1920er-Jahre.
Abb.3: Stolz auf den Prachtsmuni – hier ist Büron noch ein Bauerndorf, 1920er-Jahre.


Büron – ein «Agglo-Dorf»?

Diese Neuzugezogenen belegen, wie die gute Verkehrsvernetzung Büron unweit von Sursee für das regionale wie das grossräumige Pendeln zu Arbeits- und Ausbildungsorten attraktiv gemacht hat. Mit dem 1980 eröffneten Autobahnanschluss und den verbesserten Zugverbindungen nach Bern, Basel, Luzern und Zürich Ende der 1990er-Jahre, ist der Grossraum Sursee zu einer anziehenden und begehrten Region geworden, die einen urbanen Wohnbau- und Mobilitätsdruck erlebt.

 

Büron hat sich auf das Städtchen Sursee als Einkaufszentrum

sowie dessen Freizeit- und Unterhaltungsangebot ausgerichtet.

Im Dorf hat von den Verkaufsläden nur die Bäckerei Amrein

überlebt. Dafür ist der Detaillist Voi hinzugekommen.

Abb.4: Wer in Büron ein Kind erwartete, war auf die Hebamme angewiesen. Hier Barbara Wyss-Häfliger (1867 bis 1943).
Abb.4: Wer in Büron ein Kind erwartete, war auf die Hebamme angewiesen. Hier Barbara Wyss-Häfliger (1867 bis 1943).


Verschwundenes «Alt-Büron»

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts haben die breit ausgebaute Kantonsstrasse, der markante Kreisel, die wuchtigen Bauten des Sagiparks sowie die Siedlungen entlang des Hangs auf Kosten des «alten Büron» den Anblick der Gemeinde grundlegend gewandelt. Büron ist grösser und modern geworden. Sucht es seine neue Identität?


Nachweise

Nachweise und Literaturtipps

Chronik Gemeinde Büron.

Kauz Daniel, Lengwiler Martin, Veränderungen und Kontinuitäten der gesellschaftlichen Entwicklung – Ein Überblick, in: Der Kanton Luzern im 20. Jahrhundert, Band 2, S. 9-20.

HLS, Büron.

HLS, Hebammen.

HLS, Landwirtschaft.

Lustat, Gemeindeprofil Büron 2021.

Bildnachweise

Panoramafotografie, Fotograf Marco Bucher, Juli 2021.

Abb.1: ETH Bildarchiv, LSB_H1-016853, Friedli Werner, Luftaufnahme Büron, 24.6.1954.

Abb.2: ETH Bildarchiv, LSB_L1-951191, Swissair Photo AG, Luftaufnahme Büron, 27.6.1995.

Abb.3: Archiv Gemeinde Büron, vermutlich 1920er-Jahre.

Abb.4: Archiv Gemeinde Büron, vor 1943.