Industriestandort Büron

Elektrifizierung und Entwässerung

Mit der Gründung des Bundesstaates im Jahr 1848 entstand in der Schweiz ein zusammenhängender Binnenmarkt, der von einem wachsenden Eisenbahnnetz erschlossen wurde.

 

Die Luzerner Landschaft hatte kaum Interesse entwickelt, sich an der Fabrikindustrialisierung des 19. Jahrhunderts zu beteiligen.  Landwirtschaft, Kleingewerbe und Handel prägten die Wirtschafts- und Sozialstrukturen. So war auch Büron kein Industriestandort der ersten Stunde.

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Abb.1: Das noch wenig industriell bebaute Büron, um 1939.


Dennoch: in Büron funktionierte bereits 1904 ein eigenes  Elektrizitätswerk (›› siehe Standort 2). Entlang entstanden verschiedene Gewerbe- betriebe, jedoch fehlte der Platz für eine  industrielle Nutzung. Dies änderte mit dem allmählichen Entwässern der Surenebene, deren Trockenlegung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen hatte. Das Eisen- bahntrassee der Sursee-Triengen-Bahn wurde 1912 wohl entlang der Grenze des meliorierten Landes angelegt.

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Abb.2: Ganz links ist das 1934 erweiterte Fabrikgebäude der späteren Superba SA zu sehen.


Industrie dank Eisenbahn und Nationalstrasse

Die Sursee-Triengen-Bahn zog die Industrie an. Unweit des Bahnhofs erstellten 1920 die Vorgänger der späteren Superba SA ein erstes Fabrikations- gebäude. In den 1960er-Jahren suchten weitere Unternehmen – so ab 1962 die Pantex-Stahl AG – aus Platz- und logistischen Gründen die Nähe zu den Gleisen (siehe Rückseite).

 

Mit dem Ausbau des Nationalstrassennetzes verschob sich ein grosser Teil des Gütertransports von der Schiene auf die Strasse. 1981 wurde der Autobahnanschluss in Sursee eröffnet. Die zusätzlich nötigen Arbeitskräfte kamen aus dem In- und Ausland. Das ländliche Dorf begann sich zu verändern.

Abb.3: Die Ofenfabrik Sursee, Ansichtskarte, Poststempel 1906.
Abb.3: Die Ofenfabrik Sursee, Ansichtskarte, Poststempel 1906.


Erfindergeist aus Büron: Fabrikation von Öfen

1872 begann der aus Büron stammende Franz Xaver Weltert (1848–1940) in Sursee «CalorifèresÖfen » anzufertigen – das waren freistehende Heizöfen aus einem Gussgestell statt gemauerte Kachelöfen. Bald gründete er die Firma Weltert & Cie, die spätere Ofenfabrik Sursee AG, die ab 1875 neben Öfen auch Bügeleisen, Treppengeländer und Gartenmöbel herstellte.

 

Wegen riskanter Investitionen wurde Weltert 1898 aus dem Geschäft gedrängt. Später gehörte es der Therma und seit 1978 der Electrolux. In der Folge versuchte Weltert sein Glück in Frankreich, kehrte aber nach Büron zurück. Hier gründete er 1917, mitten im Ersten Weltkrieg und fast 70-jährig, eine «Genossenschaft für modernen Apparatebau» für Waschherde, Badeöfen und Schnappsbrennereien (heute Wyss Mirella, siehe Rückseite).

 

Abb.4: Öfen der Firma «Weltert & Cie» an der Landesausstellung in Genf, 1896.
Abb.4: Öfen der Firma «Weltert & Cie» an der Landesausstellung in Genf, 1896.


Erfindergeist aus Büron: Fabrikation von Autos

Auch Josef Wyss (1868–1956) stammte aus Büron. Er war Kunstschlosser und gründete 1900 in Bern die Automobilfabrik Berna, die er 1904 nach Olten verlegte. 1908 kauften englische Investoren die Berna und fertigten nur noch Nutzfahrzeuge an. Damit begann für die Berna-Laster, die ab 1929 zunehmend und seit 1976 ausschliesslich von der Firma Saurer hergestellt wurden, eine 75-jährige Erfolgsgeschichte. 1983 endete die zivile Fertigung von Nutzfahrzeugen mit dem Bären-Signet.

Abb.5: Werbeplakat für Berna-Automobile, vermutlich 1903.
Abb.5: Werbeplakat für Berna-Automobile, vermutlich 1903.


Nachweise

Nachweise und Literaturtipps 
Bildnachweise