Halt in Büron

Muracher: Ein Acker mit römischen Mauerresten

Die Mundartbezeichnung «Muracher» steht wahrscheinlich für einen Acker, auf dem Mauerreste gefunden wurden. Schon 1916 kamen bei Bauarbeiten römische Mauern zum Vorschein. 1942 wurden dann die Grundmauern eines römischen Gutshofes («villa rustica») freigelegt, und 1997 fand eine grosse Flächengrabung auf der Parzelle 235 statt (siehe Panoramafoto).

 

Vermutlich handelte es sich hier um einen Hof für die landwirtschaftliche Versorgung des Legionslagers in Vindonissa. Neben einem umfang- reichen Depot für landwirtschaftliche Werkzeuge wurden auch gestempelte Ziegelstücke der 11. und 21. Legion gefunden.

für google.ch
Abb.1: Römischer Legionär (Rekonstruktion).

Abb.2: Rekonstruktion des Lagers in Vindonissa am Zusammenfluss von Aare und Reuss.
Abb.2: Rekonstruktion des Lagers in Vindonissa am Zusammenfluss von Aare und Reuss.

Teil des römischen Machtnetzes

Vindonissa (heute Windisch) war ein römisches Legionslager, in dem im ersten Jahrhundert rund 5000 bis 6000 Soldaten stationiert waren. Der grosse Nahrungsbedarf konnte nur dank der Ressourcen aus dem Hinterland gedeckt werden. Die fruchtbaren, sicheren Gebiete südlich des Lagers eigneten sich besonders.

Die Verbreitung von Ziegeln mit Stempeln deutet auf die wirtschaftliche Verflechtung zwischen dem Lager und seinem Umland hin. Jene der 11. und 21. Legion wurden in mehreren luzernischen Ortschaften gefunden, so auch in Kottwil, Römerswil, Triengen und Winikon.

 

Die bekannten und vermuteten römischen Siedlungen lassen auf eine dichte römische Streuung im nördlichen Teil des Kantons Luzern schliessen. Gerade das fruchtbare und breite Surental, aber auch das Wiggertal, Wynental und das Seetal waren als Siedlungsland ideal. Die alte Pfarrkirche St. Martin in Sempach wurde bereits um das Jahr 1000 auf den Grundmauern einer römischen Villa errichtet.

Abb.3: Ein Ziegelstempel der Leg(ion) 11. CPF steht für «Claudia Pia Fidelis» (Legio Claudia, benannt von Kaiser Claudius, 41 bis 54, «pflichtbewusst und treu»).
Abb.3: Ein Ziegelstempel der Leg(ion) 11. CPF steht für «Claudia Pia Fidelis» (Legio Claudia, benannt von Kaiser Claudius, 41 bis 54, «pflichtbewusst und treu»).



Abb.4: Freigelegte Grundmauern der Villa in Büron.
Abb.4: Freigelegte Grundmauern der Villa in Büron.

«Römerstrasse» für den Lokalverkehr

Die Vorstellung einer «Römerstrasse» als gut ausgebaute, gepflasterte und breite Strasse wurzelt im 17. und 18. Jahrhundert, als man den Bau der neuen Strasse in eine antike

Tradition stellen wollte.

 

Anhand der Siedlungsbefunde lässt sich mit einiger Sicherheit sagen, dass ein  römerzeitlicher Verkehrsweg durch das Surental führte. Die Beschaffenheit der Strasse sowie die

genauen Wegverläufe sind aber noch nicht abschliessend geklärt.


Abb.5: Die landwirtschaftlichen Fundstücke werden im Historischen Museum Luzern aufbewahrt.
Abb.5: Die landwirtschaftlichen Fundstücke werden im Historischen Museum Luzern aufbewahrt.

Entgegen der verbreiteten Meinung, es habe sich um einen Teil der durchgehenden Nord-Süd-Verbindung bis nach Italien gehandelt, deutet vieles darauf hin, dass hier ein Binnennetz

vorlag. Neben den grossen Transitrouten gab es

auch damals regionale und lokale Verbindungen zwischen den Siedlungen. Die archäologischen Untersuchungen von 2001 in Sursee zeigen ähnliche Befunde wie 1993 in Aesch:

Vermutlich war die römerzeitliche Strasse der Region eine breite, in leichter Wölbung festgestampfte Kiesschicht.



Nachweise

Nachweise und Literaturtipps
Bildnachweise

Panoramafotografie, Fotograf Marco Bucher, Juli 2021.

Abb.1: Hartmann Martin, Weber Hans, Die Römer im Aargau, Aarau 1985.

Abb.2: Kantonsarchäologie Aargau, Ikonaut, Rekonstruktion römische Legionslager Vindonissa 50 n. Chr., erstellt im 2016.

Abb.3: Hartmann Martin, Weber Hans, Die Römer im Aargau, Aarau 1985.

Abb.4: Fotograf Volker Scholze, 2017.

Abb.5: Fotograf Volker Scholze, 2017.