Käse war ursprünglich ein Produkt aus den Alpgebieten, hergestellt für den Eigenbedarf oder den Export. Im Unterland wurde meist nur auf grossbäuerlichen Sennhöfen in Stadtnähe oder auf herrschaftlichen Viehhöfen gekäst. Dies änderte sich im 19. Jahrhundert. Vom Alpgebiet verlagerte sich die Käseproduktion innerhalb von wenigen Jahrzehnten ins Unterland. Dort entstanden Käsehandelshäuser, die vom Strassen- und Eisenbahnnetz, aber auch von der neuen Handels- und Gewerbefreiheit profitierten. Berner Firmen trieben die Entwicklung im Mittelland voran, besonders in den Kantonen Bern und Luzern. In den Dorfmolkereien wurde nun ganzjährig und in immer besserer Qualität gekäst.
Mit dem Ersten Weltkrieg wurden Milch und Käse zum Bestandteil der nationalen Landesversorgung. Die 1914 gegründete Genossenschaft «Schweizer Käseexporteure» wurde 1921 zur «Schweizerischen Käseunion», die ab 1969 halbstaatlich war. Sie übernahm allen Käse, der im Land produziert wurde, zu einem vom Bundesrat festgelegten Preis und bestimmte den Verkaufspreis für das In- und Ausland. Diese straff reglementierte Ordnung hielt sich bis in die 1990er-Jahre, als die Marktorientierung in die Verfassung geschrieben wurde. 1999 wurde die Käseunion aufgelöst.
Eine «Käsereigesellschaft», die später «Käsereigenossenschaft» hiess, wurde in Büron am 20. Januar 1875 gegründet. 14 Bauern mit einem Gesamtbestand von 46 Kühen wollten die Milch, die sie nicht selbst benötigten, über das Käsen gewinnbringend verwerten. Bauern mit Kleinbetrieben und einzelne Handwerker besassen als Selbstversorger wenige Kühe. Sie lieferten die Milch täglich zwei Mal in die «Käsi». Diese war zuerst im Anbau des Gasthauses zur Sonne eingemietet. 1913 wurde eine eigenständige Molkerei erstellt.
Dank der Melioration der Surenebene und der Güterzusammenlegungen (siehe Rückseite) stieg in den 1950er-Jahren die Milchproduktion. 1957 wurde die Käserei umgebaut und erhielt eine neue Gefrieranlage. Das staatliche Milchmarktregime garantierte vierzig Jahre lang den Betrieb. Mit der Marktöffnung brach der Käseabsatz aber rasch ein. Emmi kündigte 2003 die Käseabnahme, in Büron wurde die Käseproduktion eingestellt. Über den «Milchring Surental» verkaufte man die Milch an die Nutritec AG in Hochdorf. Allerdings nicht lange: 2010 musste die Büroner Käserei liquidiert werden. 2012 kam es zum Konkurs der Käsereigenossenschaft.
Es war das Ende einer Ära. Anna Heller Vonesch, Landwirtin aus Büron, erzählt in der «Chronik
Büron» von 2012 von der gesellschaftlichen Bedeutung der Dorfkäserei: «Die tägliche Milchablieferung war für die Bauern auch ein Treffpunkt, wo Neuigkeiten ausgetauscht und geschäftliche Anliegen besprochen wurden. Die monatlichen Milchzahlungen in einem Restaurant dienten auch der Pflege der zwischenmenschlichen Beziehungen und waren immer ein geselliger Anlass im meist harten Alltag der Bauern.»
Panoramafotografie, Fotograf Marco Bucher, Juli 2021.
Abb.1: Archiv Gemeinde Büron.
Abb.2: Archiv Gemeinde Büron, 1970er-Jahre.
Abb.3: Archiv Gemeinde Büron, Käserei.
Abb.4: Archiv Gemeinde Büron.
Abb.5: Privatarchiv Bernhard Steiger, 1960er Jahre.
Abb.6: Archiv Gemeinde Büron, Mitte 1960er-Jahre.