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Kirche St. Gallus – ein Kleinod im Kanton Luzern

Vermutlich wurde das erste Gotteshaus schon im 11. Jahrhundert durch die Herren von Büron nahe der Burg errichtet. Der heutige Bau stammt aber aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Datiert wurden die ältesten Fresken auf das Jahr 1350.

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Abb.1: Die Malerei an der Nordseite des Chors zählt zu den ältesten und am besten erhaltenen im Kanton Luzern. Sie zeigt die Apostel Matthäus, Thomas, Bartholomäus und Simon sowie auf der Gegenseite den Heiligen Jakobus.

Die Kirche wurde 1965 als besonders schutzwürdiges Objekt in das kantonale Denkmalverzeichnis aufgenommen. Dabei gelten die Chorpartie mit dem massiv gemauerten Gewölbe, dem frühbarocken Hochaltar und dem Chorgestühl aus den Jahren 1620 bis 1627 als besonders wertvoll. Die Erweiterung durch einen Nebentrakt erfolgte 1973 und 1974. Gleichzeitig wurde der Platz für einen Totenraum geschaffen.

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Abb.2: Johann Josef Anton Amberg malte 1823 die Seitenaltäre.


Künstlerdynastie aus Büron

Aus Büron kamen nach der Mitte des 18. Jahrhunderts zahlreiche kirchliche Skulpturen, Vergoldungen, Gemälde und Hinterglasmalereien. Urheber waren drei Generationen der Familie Amberg, die rund zehn Künstler und Künstlerinnen hervorbrachte. In der Heilig-Blut-Kapelle Willisau stammt beispielsweise die Deckenbemalung oder in der Pfarrkirche Ballwil ein Hochaltar von Mitgliedern der Familie Amberg.

Abb.3: Johann Anton Sebastian Amberg (1846–1916).
Abb.3: Johann Anton Sebastian Amberg (1846–1916).

1823 führte Johann Josef Anton Amberg (1762 – 1838) in Büron die beiden Seitenaltäre und die Kanzel der Pfarrkirche aus. Zwei Decken- bilder der Kirche St. Gallus wurden von Johann Anton Sebastian Amberg (1846 – 1916) erstellt. Diese wurden jedoch 1974 bei einer Kirchenrenovation übermalt.

Abb.4+5: Abendmahl und Himmelfahrt Christi, gemalt von Johann Anton Sebastian Amberg. Die beiden Bilder wurden 1974 bei der Renovation der Kirche übermalt.
Abb.4+5: Abendmahl und Himmelfahrt Christi, gemalt von Johann Anton Sebastian Amberg. Die beiden Bilder wurden 1974 bei der Renovation der Kirche übermalt.


Ein Büroner wird Abtbischof in Afrika

Namensgeber der Gallus-Steigerstrasse ist eine weitere interessante Persönlichkeit aus Büron: Bernhard Steiger. Seine Eltern waren der Viehhändler Johann Josef Anton Steiger und dessen Frau Maria. Die Familie hatte bereits zwei Zwillingspärchen, als am 27. März 1879 Bernhard und seine Schwester Emma als dritte Zwillinge geboren wurden. Die sechs Geschwister besuchten die Primarschulen im alten Schulhaus Kleinfeld (auf dem Gebiet der heutigen Mehrzweckhalle).

 

Bernhard Steiger trat 1901 unter dem Protest seiner Angehörigen ins Benediktinerkloster St. Ottilien in Oberbayern ein. Mit dem Eintritt wählte er den Namen Gallus, den des Kirchenpatrons von Büron. Es folgte ein Leben als Missionar in verschiedenen afrikanischen Missionsstationen. 1928 wurde Gallus Steiger zum ersten Abt von Lindi (heute in Tansania) ernannt. Als diese 1931 in die Gebetsabteien Peramiho und Ndanda aufgeteilt wurden, wurde Gallus Steiger der erste Abt von Peramiho und 1934 zum Bischof geweiht. Der Abtbischof leitete die Abtei und das Missionsgebiet bis zu seinem Rücktritt 1952. Er starb 1966 in Peramiho, wo er auch beigesetzt wurde.

 

Bernhards Zwillingsschwester Emma Steiger arbeitete zuerst zu Hause, später bei ihrem Bruder Josef, der den Hof Kapf gekauft hatte. Auch servierte sie im Restaurant Brauerei in Büron, bevor sie in das Benediktinerkloster in Tutzing (Deutschland) eintrat und den Namen Maria Epiphania annahm. 1922 folgte sie ihrem Bruder als Missionsschwester nach Ostafrika. Sie verstarb sechs Jahre nach Gallus im Alter von 93 Jahren.

Abb.6: Abtbischof Gallus Steiger und Zwillingsschwester Sr. Epiphania Steiger vor der Kathedrale in Peramiho (Tansania), um 1955.
Abb.6: Abtbischof Gallus Steiger und Zwillingsschwester Sr. Epiphania Steiger vor der Kathedrale in Peramiho (Tansania), um 1955.


Nachweise

Nachweise und Literaturtipps

Chronik Gemeinde Büron.

Ries Markus, Kirchen und Religionen – Aufbau und Ausdifferenzierung weltanschaulicher Identität, in: Der Kanton Luzern im 20. Jahrhundert, Band 2, Zürich 2013, S.157-178.

HLS, Christentum.

HLS, Gallus Steiger.

Pastoralraum Surental. 

Bildnachweise

Panoramafotografie, Fotograf Marco Bucher, Juli 2021.

Abb.1: Fotografin Giulia Schiess, 2021.

Abb.2: Fotografin Giulia Schiess, 2021.

Abb.3: Archiv Gemeinde Büron, vor 1916.

Abb.4: Archiv Gemeinde Büron, Originaldias von Paul Arnold, 1970er-Jahre, Abendmahl gemalt von Johann Anton Sebastian Amberg.

Abb.5: Archiv Gemeinde Büron, Originaldias von Paul Arnold, 1970er-Jahre, Christi Himmelfahrt gemalt von Johann Anton Sebastian Amberg.

Abb.6: Archiv Gemeinde Büron, um 1955.